Iguacu

 

Wir begannen unseren Besuch bei den 195 Wasserfällen im Iguacunationalpark auf der argentinischen Seite. Hier liegt ein Großteil der Fälle, manche kann man aber von der brasilianischen Seite aus besser betrachten – aber das folgte dann am späten Nachmittag.

 

Am Beginn stand eine Wanderung am Höhenweg, auf den gut ausgebauten Steigen kann man einen Großteil der Fälle aus unmittelbarer Entfernung von oben und im Panorama betrachten. Anfangs war es bedeckt und es regnete leicht, aber ganz vereinzelt konnte man den blauen Himmel sehen – und das stimmte uns optimistisch, denn bei Sonnenschein kommen die Kontraste wesentlich besser raus und man sieht zahlreiche Regenbogen in der aufsteigenden Gischt. Jedenfalls hat es in den letzten Tagen hier heftig geregnet und irgendwann muss es ja wieder besser werden. Die Vielzahl der Fälle, die großen Fallhöhen und vor allem die riesigen Wassermassen (wenn es ganz, ganz wenig regnet sind es rund 500 m³ pro Sekunde, in der Regel rund 1.500 m³ gestern rund 3.500 m³ und im Jahr 2014 – während der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien waren es 45.000 m³ pro Sekunde, denn damals kamen zu ungewöhnlich hohen Regenmengen auch noch die Tränen von 200 Millionen Brasilianern dazu, als Brasilien im Halbfinale 7:1 gegen Deutschland verloren hat.

 

Der nächste Besuchspunkt war dann der Teufelsschlund, ein besonders beeindruckender Wasserfall den man mit einer kleinen Bahn erreichen kann, allerdings nur wenn man sich davor rund eine Stunde anstellt. Wir haben es jedenfalls vorgezogen die rund 3,7 km lange Strecke bis zum Fall zu Fuß zurückzulegen, denn einerseits gehen wir ohnedies gerne und andererseits kann man beim Spazieren jederzeit stehen bleiben um Kapuzineraffen, Tukane oder wunderschöne Schmetterlinge zu fotografieren (insgesamt gibt es im Nationalpark rund 500 verschiedene Arten – in allen Farben und Größen). Auf den Stegen hin zum Schlund hat sich zum leichten Regen dann auch noch die Gischt gemischt, sodass wir schon vor dem eigentlichen Fall ganz schön nass waren. Zu guter Letzt hatten wir dann aber Glück, denn genau als wir am Schlund standen und die Wassermassen nach unten stürzten und die Gischt wieder zu uns heraufstieg, fand die Sonne für wenige Augenblicke eine winzige Lücke in den dunklen Regenwolken. Völlig durchnässt (was bei knapp 30°C nicht wirklich unangenehm ist) wanderten wir knapp einen km über Stege zur Bahnstation zurück und ergatterten noch 2 Plätze für die Rückfahrt.

 

Nun hatten wir genug Zeit für den unteren Weg, der ganz Nahe an die unteren Bereiche von einigen Wasserfällen heranführt. Mittlerweile kam immer öfter die Sonne durch und wir erlebten nicht nur die Urgewalten der Wasserfälle, sondern konnten auch noch einen tollen Regenbogen bewundern.

 

Obwohl wir schon kurz nach der Öffnung des Parks vor Ort waren, mussten wir uns nun beeilen, denn um 4 p.m. mussten wir wieder im Hotel sein um unseren HiLux nach über 3.000 problemlosen Kilometern zurückzugeben. Wie gewohnt war auch unsere Abholung überaus pünktlich, denn gleichzeitig mit dem Autovermieter kam auch schon unser brasilianischer Guide, der uns auf die andere Seite der Wasserfälle brachte. Weder Beate noch ich haben diesen Programmpunkt unserer Reise im Voraus genauer studiert – wir waren einfach zu sehr darauf konzentriert, in der Zeit in der wir in Chile und Argentinien alleine unterwegs waren, all das zu finden, was wir sehen wollten, sodass wir den geführten Teil nicht weiter beachteten. Hätten wir aber machen sollen, denn dann hätten wir vorher schon gewusst was jetzt auf uns zukommt – das Belmondo Iguacu, ein 5+ Sternehotel mitten im brasilianischen Teil des Nationalparks, unmittelbar neben den Wasserfällen. Um 6 p.m. müssen die normalen Besucher den Park verlassen und bis um 9:30 a.m. am nächsten Tag gehört das weitläufige Gelände dann ganz den Hotelgästen. Wir sind dann auch gleich losgestartet, die Sonne schien und die Wasserfälle strahlten im Abendlicht. Wir wanderten auf den brasilianischen Pfaden, um uns herum tummelten sich Nasenbären, Eidechsen und Leguane und auch eine riesige Vogelspinne kreuzte unseren Weg. Vorerst trafen wir noch vereinzelt andere Hotelgäste, aber ganz am letzten Teil des Stegs mitten in unzähligen Wasserfällen standen wir dann ganz alleine in der tosenden Gischt.

 

Nass, aber glücklich und zufrieden gingen wir dann über die menschenleere Zubringerstraße zurück zum Hotel, wechselten unser Outfit und sprangen in den riesigen Pool. Aber nicht nur der war beeindruckend, die gesamte Hotelanlage entspricht nicht gerade dem was wir so alle Tage gewöhnt sind. Abgesehen von einigen wirklich präpotenten Hotelgästen war alles fast wie im Traum, alles perfekt, gediegen, schön und auch das Abendessen (wir teilten uns wieder einmal ein Steak und einen großen Salat) hätte nicht besser sein können.

 

Das Wifi war wirklich schnell und wir konnten so nebenbei Bilder hochladen und am nächsten Morgen joggte ich dann mutterseelenalleine durch den Nationalpark – bis hinauf zu der Stelle wo der Iguacu 1,4 km breit ist, kurz bevor er über eine Kantenlänge von insgesamt 2,7 km rund 80 m in die Tiefe stürzt. Nach meinem 2 Besuch im Pool gingen wir dann zum Frühstück, bei strahlendem Sonnenschein am Pool (nachdem es in der Nacht wieder so richtig geschüttet hatte) mit Sekt und Lachs – nichtgerade alltäglich für uns, aber wir haben es so richtig genossen.

 

Mit unserem deutschsprachigen Guide gingen wir dann nochmals zu den Fällen, aber wir diskutierten auch schon über die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage im Land und natürlich auch über die Sicherheitslage.